Das Lama (Lama glama) wird seit der Inkazeit als Lastenträger eingesetzt; während das Alpaka speziell wegen seiner hochwertigen Wolle gezüchtet wird. Alle beiden Tierarten gehören zur Gattung der Neuweltkameliden. Die Wildform des Lamas heißt Guanako. Die Wildform des Alpakas heißt Vikunja.
Lamas und Alpakas sind sehr soziale Tiere - einer für alle, alle für einen! Daher sollte man nie ein Tier alleine halten.
Lamas und Alpakas werden mit großem Erfolg in den tiergestützten Therapien oder Aktivtäten eingesetzt und eignen sich hervorragend als Pack- und Begleittiere bei Trekking- oder Wandertouren. Außerdem dienen sie in der bäuerlichen Haltung (auch beim Umstieg von Kuh- auf Neuweltkamelidenhaltung) als Landschaftspfleger, in einer Zeit, in der das Interesse an der Landwirtschaft geringer wird. Als Schwielensohler und aufgrund ihres Fressverhaltens schonen diese Tiere den Boden. Sie leisten großartige Arbeit bei der Beweidung auch schwieriger Weiden, z.B. Hügellandschaft oder am Rand von Wäldern.
Neuweltkameliden leben heute überall auf der Welt. Vorreiter für die Haltung
von Lamas und Alpakas außerhalb der südamerikanischen Ursprungsländer waren die USA. In Deutschland waren die Tiere nur in Zoos und Tierparks bekannt. Der Grundstock für die jetzige private
Tierhaltung waren überzählige Nachzuchten, die verkauft wurden. Man schätzt, dass derzeit bundesweit etwa 10.000 Lamas und Alpakas von Privatleuten und Landwirten gehalten
werden.
Da stellt sich die Frage, wo der Nutzen der Lamahaltung liegt. Zum einen ist es der Umgang mit diesen
anmutigen Tieren, die dem Halter sehr viel Freude bereiten. Man stellt sehr schnell fest, wie aufmerksam und lernfähig diese Tiere sind. Sie gewöhnen sich rasch durch regelmäßiges Trainieren und
Nachahmen bereits ausgebildeter Tiere an das Haltern sowie Nägel schneiden und Scheren.
Lamas eignen sich aufgrund ihrer Trittsicherheit in unebenem Gelände besonders gut als Begleiter auf
Wanderungen und Bergtouren. Ausgewachsene Hengste können bei einer Tages-KM-Leistung von bis zu 17 km ein Gewicht von 20 – 25 Prozent ihres Eigengewichtes tragen. Sollte das Gepäck zu schwer
sein, lassen sie sich nicht überfordern und zeigen ihren Unmut, indem sich der Hengst einfach hinlegt und erst wieder aufsteht, wenn die Last verringert wurde. Für einen Naturfreund ist es daher
ein besonderes Erlebnis, im Einklang mit seinem Lama zu wandern und die Atmosphäre zu genießen.
Klar und deutlich muss aus Tierschutzgründen gesagt werden: Neuweltkameliden haben in geschlossenen Räumen von Institutionen jeglicher Art nichts zu suchen. Als Weide- und Fluchttiere sind sie weite Landschaften und Wiesen gewöhnt und verbringen ihr ganzes Leben in Herden. Es ist daher nicht artgerecht, diese Tiere in Wohnräumen, Pflegeeinrichtungen, Schulen und Kindergärten zu präsentieren. Lamas und Alpakas sind ortstreue Tiere und jede Art von Transport in fremde Umgebung bedeutet Stress und Unbehagen. Sich zusätzlich von wildfremden Menschen streicheln zu lassen, steigert dieses unangenehme Empfinden. Nur weil das Tier seinem Besitzer neugierig und vertrauensvoll folgt, berechtigt das nicht dazu, mit diesem Fluchttier in geschlossene Räume einer Einrichtung zu gehen.
Gegen einen Besuch in Altenheimen oder Kindergärten spricht nichts, wenn sich dort ein Park oder ein großer
Garten als Rückzugsort für die Lamas befindet. Hier sollte die Möglichkeit für den Menschen bestehen, nach draußen zu kommen und die Tiere beobachten zu können.
Bei tiergestützten Aktivitäten in ihrer gewohnten Umgebung am Hof auf fremde Personen zu treffen, ist für
die Tiere kein Problem. Ausgebildete Therapeuten, die mit Lamas und Alpakas arbeiten wollen, müssen wissen, welche domestizierten Tiere sich für welchen Einsatz eignen. Dazu steht ihnen der
Lama-Besitzer mit Rat und Tat zur Seite.
Neuweltkameliden sind die höckerlosen Kamele Südamerikas. Die Gattung umfasst nicht nur die uns bekannten Arten Lama und Alpaka, sondern auch die heute noch wild lebenden Arten Vikunja und Guanako. Altweltkameliden, d.h. Trampeltier und Dromedar, sind Verwandte der Neuweltkameliden und haben gemeinsame Vorfahren. Vor ca. 40 Millionen Jahren wanderten die Ahnen der Altweltkameliden nach Asien, die Neuweltkameliden zogen nach Südamerika. Man geht davon aus, dass bereits vor 7.000 Jahren mit der Domestizierung von Lamas und Alpakas in den Zentralanden Perus begonnen wurde. Damit zählen sie zu den ältesten Nutztieren der Menschheit. Etwa im 11. und 12. Jahrhundert zur Blütezeit der Inkaherrschaft erlangte die Zucht ihren Höhepunkt. Das kräftige Lama war dort im unwegsamen Hochland bis hinunter ins Tiefland bestens als Lasttier geeignet. Die Alpakas waren wesentlich kleiner. Mit der Wolle wurden wertvolle Kleidungsstücke hergestellt. Doch mit der Eroberung und Zerschlagung des Inkareiches durch die Spanier ging der größte Teil des überlieferten Zuchtwissens verloren.
Bis vor einigen Jahren spielten die Neuweltkameliden in Südamerika keine große Rolle mehr. Nur auf Schafe
und Rinder wurde ein Augenmerk gelegt. Dies führte besonders im Hochland der Anden zu ökologischen Problemen, zu Überweidung und Erosionsschäden. Mittlerweile hat sich die Situation geändert.
Naturschutzgebiete wurden errichtet, staatliche Projekte befassen sich mit dem Schutz von Vikunjas und Guanakos. Die gezielte Züchtung von Alpakas nimmt wieder zu und die wertvolle Wolle wird am
Weltmarkt gewinnbringend verkauft.